Episodios

  • Folge 135: Arschbomben verboten
    Nov 19 2025
    Diesmal geht es über den Teich - und ein lang gehegter Wunsch von uns geht endlich in Erfüllung: Wir sprechen mit einer Wasserspringerin, und zwar nicht mit irgendeiner! Lena Hentschel ist eine der erfolgreichsten Synchronspringerinnen Deutschlands. Gerade erst hat sie bei den World University Games zusammen mit Luis Avila Sanchez Gold gewonnen, sie war bei der WM 2025 und bei Olympia 2024. Ihr Verein ist der Berliner TSC und sie ist in diesem Jahr als Berlins Sportlerin des Jahres nominiert.Zurzeit studiert sie an der Ohio State University, wo sie Training und Studium optimal verbinden kann. Ihre Haare sind noch nass, sie kommt gerade vom Training, als es mit unserer Schalte losgeht. Lena ist ausgesprochen gut gelaunt, die 24jährige, die seit 20 Jahren als Wasserspringerin aktiv ist, liebt ihren Sport, das merkt man, von Anstrengung ist bei ihr nichts zu spüren.Dabei ist ihre Disziplin alles andere als eine leichte Sache. Turnen, Akrobatik, Körperbeherrschung - da sind sechs Stunden Training täglich (!) keine Seltenheit. Alles muss perfekt sein, für jede Ungenauigkeit gibt es im Wettkampf Punktabzüge. Und das dann auch noch synchron mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin auf dem Nebenbrett. Trainiert wird viel auch an Land, mit Trampolin und Sprunggrube. Dass Lena nur 1,57 m groß ist, ist ihr großer Vorteil, sagt sie - „da ist man einfach noch beweglicher!“Ein spezielles Outfit haben Wasserspringerinnen nicht, „man nimmt den Badeanzug, in dem man sich wohlfühlt“. Wichtig allerdings ist das Tuch, das sie immer dabei hat, wenn sie springt, „der Lappen“, wie sie selber sagt. Denn Wasserspringer müssen trocken sein, bevor sie springen, zu groß ist die Gefahr, dass sie sonst beim Salto, einer Drehung oder Schraube von ihrem eigenen Körper abrutschen. Ebenfalls wichtig: Das Wasser, in das sie springen, muss immer leicht in Bewegung sein - „sonst können wir die Oberfläche nicht erkennen“. Denn das ist das i-Tüpfelchen am Ende jedes Sprungs: Eintauchen, ohne dass es spritzt. Lena ist ein sehr offener Mensch - und deshalb spricht sie auch über etwas, was alle Schwimmerinnen umtreibt, auch wenn die wenigsten darüber reden - die Menstruation. In keinem anderen Sport ist die Sorge so groß, dass jemand etwas davon mitbekommt. Sie erinnert sich noch sehr gut, wie sie als 13jährige das erste Mal ihre Periode hatte und sofort Tampons benutzen musste - Binden im Training sind im Wassersport natürlich undenkbar. „Das war furchtbar und ich war erstmal eine Woche krank“, erzählt sie rückblickend. Aber auch Tampons sind im Schwimm- und Wasserspringtraining nicht immer angenehm, saugen sich mit Wasser voll und drücken.Mittlerweile hat sich Lena allerdings längst daran gewöhnt, eine Menstruationstasse käme weder für sie noch für ihre Trainingskolleginnen in Frage - zu groß die Gefahr, dass die verrutscht oder nicht dicht hält. Was sie aber im letzten Sommer für sich entdeckt hat: Ihr Menstruationszyklus kann ihr beim Training durchaus nützlich sein. „Ich bin wahnsinnig leistiungsfähig kurz vorm Eisprung“, sagt sie. „Und die Zeit danach kann ich sinnvoll zur Regeneration nutzen“.Wettkämpfe allerdings halten sich nicht an den Zyklus der Athletinnen. Und auch zyklusbasiertes Training im Leistungssport, wie es in anderen Sportarten hier und da mittlerweile probiert wird, ist für ihren Trainer kein Thema. Dabei liege darin durchaus eine Chance, findet Lena. „Ich sehe den Zyklus als Ressource, nicht als Problem.“ Durchgesetzt hat sich diese Einstellung bislang aber noch nicht - die Forschung über zyklusbasiertes Training steckt nach wie vor in den Kinderschuhen.
    Más Menos
    47 m
  • Folge 134: Achtsam schwimmen
    Nov 12 2025

    Einen Kilometer Delphin schwimmen? Das kann sich keine von uns vorstellen, schon beim Gedanken daran werden die Arme ganz müde und der Rücken schmerzt. Kathrin Lamm dagegen macht das regelmäßig. Dabei konnte sie bis vor acht Jahren nur Brust schwimmen, und auch das nur mehr schlecht als recht. Mittlerweile beherrscht die Hamburgerin nicht nur alle vier Schwimmstile - sie ist selber Schwimmlehrerin für Erwachsene, Rettungsschwimmerin und hat die Trainer-C Lizenz im Breitensport. Als Hamburgerin ist sie zudem Mitglied bei den Berliner Regenbogenforellen. „Ich bin eine Gast-Forelle“, sagt sie lachend.

    Bei Kathrin Lamm lernt man nicht die klassisch-traditionellen Schwimmstile, sie bildet nach der so genannten Shaw-Methode aus. „Es geht darum, ohne Anstrengung zu schwimmen“, sagt sie. Im Mittelpunkt stehe die Körperausrichtung, die Verbindung zwischen Kopf, Nacken und Rücken. Und die Rotation des Körpers „Mit dem Wasser schwimmen - nicht dagegen!“, so ihr Credo. Zu ihr kommen oft Triathleten, die beim Schwimmen nicht so gut vorankommen wie beim Laufen oder Radfahren. Oder Menschen, denen es weniger um Leistung im Becken geht als darum, sich unangetrengt im Wasser fortzubewegen.

    Entwickelt hat diesen Schwimmstil der Engländer Steven Shaw. Einst selber Leistungsschwimmer hatte er immer öfter Schmerzen beim Schwimmen, wollte aber trotzdem nicht damit aufhören. Auf der Suche danach, wie er sich müheloser im Becken fortbewegen könnte, stieß er auf die so genannte Alexander-Technik. Die hat mit Schwimmen erstmal gar nichts zu tun, sondern ist eine Methode, die sich mit dem Erkennen und Ändern eigener Gewohnheiten beschäftigt, besonders bei körperlichen Fehlhaltungen, die sich dann durch Verspannungen, Schmerzen oder Funktionseinschränkungen äußern.

    Besonders Menschen, die ihrem Körper oder ihrer Stimme besondere Leistungen abverlangen, wie Musiker, Schauspieler, Tänzer oder Sportler können von dieser Methode profitieren. Steven Shaw hat die Alexander-Technik genutzt, um die verschiedenen Schwimmstile zu modifizieren. Bei Kathrin Lamm hat das voll eingeschlagen. Innerhalb kürzester Zeit schwamm sie nicht nur sicherer Brust, sondern lernte auch Kraul, Rücken und Delphinschwimmen. Und war so begeistert, dass sie eine Ausbildung als Schwimmlehrerin machte - bei Steven Shaw.

    Mittlerweile gibt sie selber Schwimmkurse in einem Hamburger Fitnessstudio - ausschließlich für Erwachsene. Auch wer bereits schwimmen kann, muss hier eigentlich nochmal von vorn beginnen, erzählt sie. Es gehe darum, seinen Körper nochmal ganz anders wahrzunehmen. Verinnerlichte, aber womöglich schmerzhafte oder unangenehme Bewegungsmuster zu überschreiben. Mit einer Unterrichtsstunde sei es deshalb nicht getan, wenn man dauerhaft nach der Shaw-Methode schwimmen möchte, so ihre Erfahrung. Aber ein bisschen Übung braucht es dann eben schon, wenn man mühelos 1000 Meter Delphin schwimmen will.

    Más Menos
    33 m
  • Folge 133: Schnell und schlau
    Nov 5 2025

    Heute besuchen wir eine Schwimmerin, die mit Anfang zwanzig schon mehrfache Welt- und Europameisterin ist und diverse deutsche und europäische Rekorde aufgestellt hat: Johanna Schikora ist Flossenschwimmerin, eine Disziplin, die auch als Finswimming oder Speedswimming bekannt ist. Ebenfalls beim Gespräch dabei: Ihr Trainer Volko Kucher vom Bundestützpunkt Berlin, früher selber Flossenschwimmer und zudem Fachhändler für Wettkampfflossen.

    Johanna Schukora ist mit vielen Talenten gesegnet, sie spielt seit dem 5. Lebensjahr Klavier und gewann mehrmals den ersten Preis bei „Jugend musiziert“. Als Ausgleichssport begann sie im Alter von 12 Jahren mit dem Flossenschwimmen, beim Tauchclub FEZ. Bereits zwei Jahre später war sie Mitglied der Jugendnationalmannschaft.

    Dabei hat Johanna nie eine musikbetonte Schule oder ein Sportgymnasium besucht. Sie ist einfach sehr begabt, schwärmt Trainer Volko, dem man anmerkt, wie stolz er auf die Erfolge seines Schützlings ist. Vor allem eins kam Johanna viele Jahre zugute: Der Druck, der bei Weltklassesportler:innen immer präsent ist, hat ihr wenig ausgemacht. Sie liebt es, mit bis zu 12 Stundenkilometern durchs Becken zu gleiten, den Blick immer fest auf den Boden gerichtet, denn Flossenschwimmer:innen atmen durch einen so genannten Mittelschnorchel. Die Schwimmbewegung mit der ca.4-5 Kilo schweren Monoflosse ähnelt dem Delphinschwimmen, die Arme werden flach nach vorn ausgestreckt.

    Besonders wichtig ist deshalb bei dieser Schwimmart das Training der Bein- und Rumpfmuskulatur. Praktisch genauso viel Zeit wie im Wasser verbringt Johanna deshalb im Kraftraum. Diesen Wechsel liebt sie besonders: Während sie im Wasser die Welt auch mal draußen lassen kann, genießt sie beim Krafttraining Musik. Ebenfalls sehr wichtig, ergänzt Volko, ist das Training der Muskulatur rund um die Fußgelenke - denn die werden durch das auf und ab der Flosse enorm beansprucht.

    Johanna hat aber nicht nur viele Talente, sondern auch ein großes Herz - auch wenn sie im Gespräch keine große Sache daraus macht: Als sie erfuhr, dass ihre ukrainische Konkurrentin Anastasia Antoniak im Frühjahr 2022 nach Berlin geflohen war, hier aber keine Bleibe fand, nahm sie sie in ihrer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung auf. Auch zum Training gingen sie fortan gemeinsam. Bei den World Games im Sommer 2022 holten sie dann beide eine Medaille: Johanna in Gold, Anastasia in Bronze. Wenig später wurde Johanna mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

    Wenn man dann auch noch hört, dass Johanna gerade erfolgreich ihren Bachelor in Psychologie bestanden hat, kann man das kaum glauben. Die nötige Willenskraft, all das zu schaffen, hat sie sicher auch durch den Sport mitgekriegt, sagt sie. Aber sie erlebt - wie alle Spitzensportler - auch schlechte Phasen. In denen der Körper nicht so mitmacht und alles zu viel zu werden droht. Auch darüber spricht Johanna. Dass es eben nicht selbstverständlich ist, wieder zu gewinnen, nur weil es schon mal gelungen ist. Aber dass das dann eben jeder erwartet. Dass vieles, was leicht und locker ausssieht, das Ergebnis sehr harter Arbeit ist. Und dass es manchmal schon ein sehr großer Erfolg ist, einfach nur dabei zu sein.

    Más Menos
    51 m
  • Folge 132: Herbstblues und Schwimmerschnupfen
    Oct 29 2025

    Da können die Blätter noch so hübsch bunt sein, wenn es jetzt tagsüber immer dunkler wird, kriegt man einfach den Herbstblues. Kann man ja was gegen machen, sich bewegen und schwimmen gehen zum Beispiel - blöd nur, dass der Herbst häufig nicht nur trübe ist, sondern auch ganz schön ansteckend. Und so hat sich eine von uns prompt Corona eingefangen und das Einzige, was noch läuft, ist die Nase!

    Was nutzt es also, lauter gute Tipps gegen schlechte Herbsttimmung zu kennen, wenn man sie nicht anwenden darf? Weil man sich, auch wenn die schlimmsten Symptome langsam abgeklungen sind, eben nicht einfach ins Schwimmbad stürzen kann? Das macht ganz schön schlechte Laune und da macht Eine von uns auch keinen Hehl draus - während die andere von bunten Blättern und leuchtenden Fahrradwesten schwärmt …

    Aber wie ist das eigentlich - kann man mit Erkältung tatsächlich nicht schwimmen gehen? Auf jeden Fall nicht in der akuten Phase! Zu groß ist die Gefahr, dass durch die Anstrengung - derf Körper kämpft gegen Viren und soll sich gleichzeitig auch noch im kalten Wasser behaupten - das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird. Deshalb gilt sowieso immer: Bei erhöhter Temperatur oder Fieber: Schwimmverbot!

    Wenn die akute Phase vorbei ist, gilt die so genannte „Nackenregel“. Also: Wenn die Nase noch ein bisschen (!) läuft, sonst aber alles okay ist, kein Kratzen im Hals oder gar Husten, und man sich auch ansonsten wieder ganz wohl fühlt, kann man es probieren. In allen anderen Fällen sollte man nach Abklingen der Symptome unbedingt ein bis besser zwei Wochen warten, bevor man wieder ins Becken springt.

    In jedem Fall gilt: Nach einer Erkältung, einem grippalem Infekt oder einer Grippe ist es wichtig, es langsam angehen zu lassen. Nicht gleich wieder alles dran setzen, um die lahme Ente vor einem zu überholen, nicht gleich wieder tausende Meter und auch nicht unbedingt gehen, wenn alle gehen! Denn man hat nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die anderen. Wer möchte sich schon gern im Schwimmbad anstecken? Und ja, das Wasser ist gechlort. Aber Chlor zerstört diese kleinen Mikroorganismen eben nur langsam.

    Auf jeden Fall - vorher und nachher viel trinken und nach dem Schwimmen auf keinen Fall in die Sauna oder in den Whirlpool. Besser einfach hinlegen und sich ausruhen.

    Ganz unabhängig davon gibt es übrigens auch den berühmten Schwimmerschnupfen, ausgelöst durch Chlor, Pollen oder andere Stoffe im Wasser. Auch der kann der Beginn einer Erkältung sein. Leistungsschwimmer:innen sind übrigens ebenfalls nicht vor Erkältungen oder grippalen Infekten gefeit, auch wenn man meinen könnte, sie seien abgehärtet. Im Gegenteil - sie kann es im Herbst und Winter leider auch so richtig erwischen.

    Der Corona-Test ist übrigens mittlerweile negativ - die Schwimmbecken der Stadt müssen trotzdem noch eine Zeit auf eine von uns verzichten. Besser erstmal kein Risiko eingehen! Auch wenn das die Stimmung trübt.










    Más Menos
    26 m
  • Folge 131: Oben mit statt oben ohne
    Oct 22 2025

    Sie steht für Erotik, Hygiene und Schnelligkeit. Und doch ist sie ein wenig aus der Mode gekommen: die Badekappe. Dabei hat sie eine äußerst farbenprächtige Vergangenheit. Über die und die Bedeutung der Badekappe heutzutage reden wir in dieser Folge mit Holger Kreitling. Holger ist Reakteur bei der Zeitung „Die Welt“, aber auch regelmäßig Autor für die Zeitschrift mare. Und als solcher hat er kürzlich einen Artikel über die Geschichte der Badekappe geschrieben und dafür ausgiebig recherchiert.

    Eigentlich war die Badekappe - oder besser: Badehaube - vor allem ein Frauending. Denn als die Seebäder im 19. Jahrhundert in Mode kamen, gehen die Männer zwar oben ohne, die Frauen aber mit Hüten, Hauben oder Haarnetzen ins Wasser. Nicht nur, um die Frisur zu schonen - nein. Haare galten als Erotiksymbol, sie mussten, genauso wie der Rest des Körpers, vor fremden Blicken geschützt werden. Wir reden von einer Zeit, in der das öffentliche Ausziehen eines Strumpfes Frauen ins Gefängnis bringen konnten!

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es Badekappen aus Wolle, Seide oder später auch aus Gummi, nachempfunden den damals sehr populären Fliegermützen, mit Riemen unterm Kinn. Bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen tragen plötzlich alle schwarz-weiße Gummi-Bademützen, denn man hatte gemerkt, dass die Kopfbedeckung die Schwimmer:innen schneller macht. Die Badekappen inspireren wiederum die Mode der 1920er Jahre - nicht wenige Frauen trugen auf Partys glitzernde enganliegende Kopfbedeckungen, die einen durchaus auch an Badekappen denken lassen, erzählt Holger.

    Wenig später kommt Latex auf den Markt, was die Badekappen noch passgenauer macht. Doch im zweiten Weltkrieg wird Gummi für anderes gebraucht. Die Olympischen Spiele 1940 finden wegen des Krieges nicht statt. Für die amerikanische Rekordschwimmerin Esther Williams zunächst ein Drama, doch am Ende sollte sie diejenige sein, die das Schwimmen - und die Badekappe! - zu einem regelrechten Trend machte. Denn nicht nur im Becken, auch auf der Bühne wurde Williams berühmt, drehte insgesamt 14 Aqua-Musicals, immer ist sie die Schwimmlehrerin, umgeben von zahlreichen Nixen mit - Badekappe! Williams ist auch diejenige, die in den amerikanischen Boomjahren nach 1945 für den Bau privater Swimming Pools wirbt, mit großem Erfolg.

    Die Badekappe wiederum trat auch in Deutschland den Siegeszug an. Mit bunten Mustern und großen Blumen stand sie in den 1950er- und 1960er-Jahren für Verheißung und fröhliche Verkleidung, erzählt Holger. Eine von uns kann sich noch gut erinnern, wie ihre Muttter damit durchs Becken schwamm - den Kopf natürlich immer oben. Unter Wasser damit? Auf keinen Fall!

    Die Badekappen hatten aber auch noch eine andere Funktion: Die Haare sollten die Filteranlagen in den öffentlichen Bädern nicht verstopfen, deshalb waren Badekappen Pflicht. Erst 1980 wurde diese Vorschrift abgeschafft, die Filter waren deutlich besser geworden. Viele Badende haben aber schon vorher gegen das Tragen der Kappen rebelliert - galten diese doch seit Ende der 1960er Jahre als Zeichen des bürgerlichen Establishments.

    Wer sich heute in Schwimmbädern umschaut, stellt schnell fest: Badekappen werden vorwiegend von Menschen getragen, die im Verein schwimmen - oder das irgendwann mal getan haben. Weil sie daran gewöhnt sind und es oft auch cooler finden. Weil Kappen einen Wiedererkennungswert haben, oft steht der name des Teams oder des Vereins da drauf - so wie auf unseren Kappen „Chlorgesänge“. Ute und Martina schwimmen - vermutlich als Einzige ;-) - aber auch in Seen und im Meer mit Kappe. Weil sie vor Ohrenentzündung schützt. Und man von Booten besser gesehen wird.

    Holger selbst trägt übrigens keine Badekappe beim Schwimmen, egal wo. Als kleines Geschenk für seine Zeit hat er sich trotzdem eine Chlorgesänge-Badekappe ausgesucht. Eins unserer beiden neusten Modelle, in gelb. Und sie sogar gleich anprobiert!


    Más Menos
    40 m
  • Folge 130: Rainbow Swim
    Oct 15 2025

    Diesmal sind wir in Marzahn - in der Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz, beim internationalen queeren Schwimmevent Rainbow Swim mit knapp 170 Teilnehmenden aus 10 Ländern und 22 Vereinen. Organisiert wurde das Ganze vom Schwimmclub Berliner Regenbogenforellen und dort maßgeblich von Michael Puhl. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um uns dort mit unserem Podcast zu präsentieren, haben eine kleine Tombola veranstaltet - dankenswerterweise unterstützt von Buddyswim - und viele sehr nette Menschen kennengelernt. Überhaupt war das Ganze sehr entspannt - was nicht heißt, dass nicht auch hart um Medaillen gekämpft wurde! Das 50-Meter-Becken war den ganzen Tag belegt mit Einzel- und Staffelwettkämpfen in allen Disziplinen, wer wollte, konnte sich aber auch beim 50 Meter Badewannen-Schwimmen messen oder am Schluss außerhalb der Wertung an der Fun-Staffel teilnehmen.

    Auch in der Vorhalle ging es munter zu, auf englisch, spanisch, französisch und natürlich auch auf deutsch und nachdem der erste Hauptgewinn - eine Schwimmbrille! - gezogen wurde, war auch an unserem Stand jede Menge los. Wir haben natürlich die Gelegenheit genutzt, Michael Puhl zu uns zu bitten, um über die Idee des Wettbewerbs zu sprechen.Mitmachen am Rainbow Swim kann jeder und jede, der/die in einem Verein schwimmt, eine Mindestzeit ist aber nicht erforderlich.

    Ein Jahr Vorbereitungszeit braucht man mindestens für so einen Wettkampf, erzählt Michael, vor allem, weil er für das Event nicht nur eine Schwimmhalle, sondern auch ein Rahmenprogramm organisieren wollte. Die Kampfrichter werden zum Glück vom Berliner Schwimmverband gestellt, das sei das Einfachste, so Michael. Aber auch Angestellte der Berliner Bädebetriebe müssen vor Ort sein. Immerhin wurde die Halle umsonst zur Verfügung gestellt. Interessante Information in diesem Zusammenhang: Es gibt nicht viele Hallen in Berlin, die wettkampftauglich sind - und auch nicht alle, die frisch saniert werden, werden dabei dann wettkampftauglich gemacht.

    Rekorde werden hier heute nicht geschwommen - aber dabei geht es beim Rainbow Swim auch nicht. Schnell sind viele Teilnehmende trotzdem, wir wären da sicher nicht in der ersten Reihe! Die älteste Teilnehmerin ist immerhin 87 Jahre alt, die jüngste 21. Spürbar ist die große Wertschätzung in der Halle, die wirklich allen entgegen gebracht wird, immer wieder gibt es lebhaften Applaus.

    Michael hat das Turnier nicht nur mit vielen Helferinnen und Helfern organisiert, er ist auch aktiv bei den Regenbogenforellen (Chlorgesänge Folge 37) und selber bei den Wettkämpfen mitgeschwommen: 50 Meter Delphin. Aber zufrieden sei er nicht mit seiner Zeit, erzählt er uns. Eine halbe Stunde später treffen wir ihn dann nochmal am Beckenrand. Und er reckt uns stolz seine Goldmedaille entgegen!

    Fazit: Er und wir und auch alle anderen sind sehr zufrieden, wie der Rainbow Swim gelaufen ist. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

    P.S. Wir reden in der Folge davon, dass das Schwimmbecken ein paar Zentimeter zu kurz sei für offizielle Wettkämpfe - das war auch tatsächlich lange so. Mit der letzten Sanierung wurde das Problem aber behoben: Das Becken ist nun exakt 50 Meter lang!

    Más Menos
    28 m
  • Folge 129: Blind Vertrauen
    Oct 8 2025

    Diesmal geht es um Menschen, für die es sehr schwer ist, schwimmen zu lernen. Und denen es zusätzlich auch noch schwer gemacht wird: Menschen, die blind sond oder eine starke Sehbeeinträchtigung haben. Zu Gast ist Julie Rühberg, die als Sportlehrerin im Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Hamburg arbeitet. Und dort blinden und sehbeeinträchtigten Kindern das Schwimmen beibringt.

    Keine leichte Aufgabe - denn vor allem von Geburt an Blinde haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie schwimmen überhaupt funktioniert. Sie sehen keinen Beckenboden, haben keine Vorstellung von Tiefe und wissen nicht, wo das Becken zuende ist. Wasser in den Augen macht es zusätzlich schwierig, denn gerade weil die Kinder nicht sehen können, ist das für die meisten sehr unangenehm. Hinzu kommt, dass es in Schwimmbädern oft sehr laut ist und es in der Regel sehr hallt. Blinde und sehbeinträchtigte Menschen hören diese Geräusche noch viel stärker als Sehende und können sie viel schlechter filtern.

    All das macht es für sie schwerer, das Schwimmen zu lernen - aber eben überhaupt nicht unmöglich, sagt Julie. Im Gegenteil - jeder und jede solle diese Chance bekommen, findet sie. Denn nur wer schwimmen kann und mindestens das Bronze-Abzeichen hat, darf dann auch allein ein öffentliches Schwimmbad besuchen. Allerdings - öffentliche Schwimmkurse für Blinde und Sehbehinderte gibt es praktisch nicht. Das Problem: Es gibt viel zu wenig Schwimmlehrer:innen, die darin ausgebildet sind und sich das zutrauen. Und wer einen Verein für blinde und sehbehinderte Schwimmer:innen besuchen will, muss in der Regel vorher schwimmen können.

    Im Hamburger Bildungszentrum hat man sich deshalb zum Ziel gesetzt, allen Kindern verbindlich Kurse zur Wassergewöhnung und Schwimmvermittlung anzubieten. Das Ziel: Wenigstens das Seepferdchen, wenn möglich aber noch mehr. Hilfreich ist, dass die Schule ein eigenes Therapieschwimmbecken auf dem Gelände hat, man buche aber auch Wasserzeiten bei den öffentlich Bädern, erzählt Julie. Zunächst gehe es darum, sich nicht nur an das Wasser zu gewöhnen, sondern auch die Umgebung abzutasten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man sich eigentlich bewegt. Das Schwimmenlernen selbst finde in lauter kleinen Abschnitten statt, mit geführten Bewegungen und ganz viel Halt. Nicht nur die Kinder genießen das - auch die Eltern sind oft erstaunt, weil sie das ihren Kindern oft gar nicht zugetraut haben.

    Julie ist mit großem Engagement bei der Sache. Nicht nur im Schwimmbecken - sie hofft, dass ihre Schule auch Vorbild für andere sein kann. Und dass die Bäderbetriebe und andere Organisationen merken, wie wichtig es ist, dass wirklich alle Menschen, auch mit Beeinträchtigungen, schwimmen lernen können. Und entsprechende Schwimmlehrer:innen ausbildung. Ein gutes Beispiel ist für sie die Stiftung „Deutschland schwimmt“ - denn die bildet bereits deutschlandweit Inkusionsschwimmlehrer:innen aus.

    Más Menos
    32 m
  • Folge 128: Mit Liebe in die nächste Saison
    Oct 1 2025

    Der Mann, mit dem wir uns diesmal zum Ende der Freibadsaison im Kreuzberger Prinzenbad treffen, ist in seinem Job so richtig mit Herzblut unterwegs. Dabei ist dieser Job alles andere als ein Spaziergang: Ricardo Haas ist der Betriebsleiter der Berliner Bäderbetriebe, zuständig für alle 67 Bäder, für Personal, Marketing, Sicherheit, Wasserflächenmanagement, Gewerke … eben praktisch alles. Und wer wie wir die Berliner Bäder kennt, weiß, was das für eine immense Verantwortung bedeutet.

    Aber dass ihm da was schwer auf den Schultern läge, diesen Eindruck macht der 41jährige überhaupt nicht. Seit Sommer 2024 ist er bei den BBB, er hat sich diesen Job wirklich gewünscht, erzählt er uns. Gerade weil eben immer was los ist und viele Herausforderungen warten. Natürlich sei es immer wieder ein schwieriger Spagat zwischen all den Plänen, die er möglichst gut und schnell umsetzen will - und dem Geld, was immer hinten und vorne nicht reicht. Aber jetzt könnte es zumindest für einige Vorhaben ordentlich Geld geben - der Berliner Senat will nämlich mit dem so genannten Klimapakt die Landesunternehmen beim Erreichen ihrer Klimaziele unterstützen. Noch hat das Parlament es nicht beschlossen. Aber wenn alles gut geht, könnten die Bäderbetriebe dafür bis 2030 rund 200 Millionen Euro extra bekommen. Bedeutet: Bäder, die schon lange darauf warten, könnten endlich saniert werden.

    An den langen Baustellen und ewig geschlossenen Bädern wie beispielsweise dem Paracelsus-Bad ändert das aber erstmal leider nichts. Hier gebe es einfach Probleme, die nicht immer vorhersehbar sind, erzählt er uns. Besonder hakelig: der Denkmalschutz. Da müssen beispielsweise Fliesen her, die es schon lange nicht mehr gibt. Das mache das Ganze aufwendig und teuer.

    Auf die zurückliegende Freibadsaison schaut auch Haas mit gemischten Gefühlen. Es war einfach zu kalt. Auch im Wasser. Ob das im nächsten Jahr anders wird, lässt er sich allerdings noch nicht so richtig entlocken. Wir sind trotzdem vorsichtig optimistisch: Da wurde was verstanden.

    Auch über die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen will Haas nochmal nachdenken. Schließlich solle so ein Bad ja ein Ort des Vergnügens sein und keine Türsteher brauchen. Insgesamt sieht er bei der Vermarktung der Bäder noch ordentlich Luft nach oben - so eine Kampagne, wie die BVG oder die BSR sie seit Jahrzehnten machen, würde den Bädern sicher auch nicht schaden, findet er.

    Vorstellbar wäre für ihn auch der Einsatz von KI, um die Schwimmmeister:innen bei der Aufsicht der Badenden zu unterstützen, so genannte Anti-Ertrinkungssysteme. Allerdings - auch das geht nicht einfach so, sondern muss technisch vorbereitet werden. Und dann ist da noch der Datenschutz, weil diese KI eben auch Bilder macht. Ihr Einsatz wird aber zumindest in den Bädern, die gerade saniert werden, bereits vorbereitet. Interessant: Wenn es irgendwann kommt, dann zunächst in Hallenbädern. Für Freibäder ist KI noch nicht wirklich optimal, erzählt er uns.

    Bei den Preisen ist Haas ganz klar. Er versteht, dass viele die Unterteilung der Bäder in Kategorien nicht nachvollziehen können - aber die Preise seien seit 2017 nicht mehr erhöht worden, das musste jetzt einfach sein, sagt er. Und für alle, die es noch nicht entdeckt haben - so wie wir - bis das so genannte Abo-Modell Ende des Jahres die Jahreskarte endgültig ablöst, gibt es eine Monatskarte - für 38 Euro (erm. 30 Euro), gültig für alle Bäder.

    Die Haas im übrigen, wie er bedauert, bislang noch nicht alle besuchen konnte. Aber er arbeite daran, in 42 Berliner Bädern war er bereits. Außerdem gehe er auch selber immer mal schwimmen. Das Gute, findet er: Man erkennt ihn noch nicht. Und so sehe er tatsächlich das echte Leben in den Bädern. Und nicht nur das, was er sehen soll.






    Más Menos
    38 m