Weihnachten ist der Horror: Familienfeste zwischen Stress und Konsumzwang Podcast Por  arte de portada

Weihnachten ist der Horror: Familienfeste zwischen Stress und Konsumzwang

Weihnachten ist der Horror: Familienfeste zwischen Stress und Konsumzwang

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Eines vorweg, um die Gemüter zu beruhigen und die Anwälte der Familienwerte in Schach zu halten: Ich liebe meine Familie. Ich verbringe gerne Zeit mit ihr und ich feiere im Grunde auch gerne Weihnachten. Dieser Disclaimer ist wichtig, damit im Laufe dieser Analyse nicht der Eindruck entsteht, ich sei ein einsamer Grinch, der im Keller hockt und Lametta verbrennt. Doch machen wir uns ehrlich: Weihnachten ist furchtbar. Es ist der pure Horror, ein logistischer Albtraum und purer Stress. Während das Fest an sich – entkoppelt von jedem religiösen Zwang – ein schönes traditionelles Familienfest sein könnte, zerfällt der Zauber der Kindheit mit jedem Jahr, in dem man älter wird, ein Stück mehr. Die Magie weicht der harten Arbeit, und plötzlich merkt man, dass der Tisch sich eben nicht von selbst mit Braten und Dekoration füllt.

Die Illusion der Ruhe im kapitalistischen Mühlenrad

Das Grundproblem beginnt bei der künstlichen Erhöhung dieses einen Datums. Wir werden darauf trainiert, auf diesen einen Tag hinzufebern – unterstützt durch Adventkalender, die uns täglich die verbleibende Zeit bis zum Eskalationspunkt vor Augen führen. Als Erwachsener weicht die Vorfreude jedoch oft dem puren Druck. In der Arbeitswelt müssen vor den Feiertagen noch schnell alle Projekte abgeschlossen werden, als gäbe es nach den zwei freien Tagen keine Zukunft mehr. Man gerät mitten in die Mühlen des Kapitalismus, nur um sich danach in die nächste Arbeit zu stürzen: Die Vorbereitung des Festes. Dass ich mich als Mann hier leicht rede, ist mir bewusst, denn den Löwenanteil dieser Vorbereitung – vom Geschenkekauf bis zum Küchendienst – leisten immer noch überwiegend die Frauen, während der männliche Teil der Verwandtschaft oft schon den ersten Weihnachtsbrand auf dem Sofa kultiviert.

Der Geschenkfluch: Warum wir Klemmbausteine einzeln verpacken

Ein besonderes Kapitel des Wahnsinns sind die Geschenke. Wir alle wissen, dass das Christkind eine Lüge war, doch anstatt als Erwachsene ehrlich miteinander zu sein, verstricken wir uns in absurde Rituale. Wer kennt es nicht? Man macht aus, sich nichts zu schenken, nur um dann sicherheitshalber doch ein „Angstgeschenk“ im Schrank zu verstecken, falls die Gegenseite sich nicht an die Abmachung hält. Das Ergebnis ist oft ein Kreislauf aus minderwertigem Plunder, den man im nächsten Jahr frustriert zurückschenkt. Bei den Kindern hingegen fährt die Eisenbahn drüber: Da gibt es keine Ausnahme. Aus schierer Angst vor dem weihnachtlichen Zorn des Nachwuchses greift man zu verzweifelten Mitteln. Um die Erwartung nach „vielen Packerln“ zu erfüllen, verpackt man inzwischen schon jeden einzelnen Klemmbaustein eines Sets separat, nur damit der Berg unterm Baum groß genug ist und man selbst fünf Minuten Ruhe vor dem nächsten Aufstand hat.

Familien-Hetze und das heilige Silvester-Bett

Die wahre Prüfung ist jedoch die Familien-Logistik. Wer in einer Beziehung lebt oder Kinder hat, besitzt plötzlich Familien im Plural. Anstatt den Heiligabend gemütlich mit Bratwürsteln und schlechter Musik zu Hause ausklingen zu lassen, hetzt man von einer Feier zur nächsten. Man sitzt mit Menschen, die man kaum kennt, an wackeligen, provisorisch verlängerten Tischen und isst viel zu viel, obwohl die Oma hochheilig versprochen hatte, dieses Jahr „weniger zu machen“. Es ist ein eng getakteter Marathon der Höflichkeit, bei dem die Kinder still sein müssen, während die Erwachsenen sich den Bauch vollschlagen. Wenn der ganze Spuk vorbei ist, wartet jedoch die finale Ironie: Die Kinder haben Ferien, man selbst muss arbeiten, und die Großeltern sind so erschöpft vom Fest, dass sie als Betreuungspersonen für das nächste Jahr ausfallen. Kein Wunder, dass Silvester heute nicht mehr die Nacht der Partys ist, sondern der heilige Moment, in dem man um 22:00 Uhr das Licht ausmacht und einfach nur froh ist, dass es vorbei...

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