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Tom Liehr
5.0 out of 5 stars Amerikanisches Idyll
Reviewed in Germany on August 7, 2018
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Shaker Heights am Rand von Cleveland ist ein Mustervorort, ein Idyll, wie es im Buche steht - aber auch ein Ort, an dem klare Regeln gelten. Wenn der Rasen zu lange nicht mehr gemäht wurde, gibt es freundliche, aber bestimmte Mahnungen von der Gemeinde, und für all die prächtigen Häuser, in denen gutsituierte Familien wohnen, gelten strikte Bestimmungen, was die Außenfarbe und die Renovierungszyklen anbetrifft. Die Straßen sind kurvenreich, um schnelles Fahren zu unterbinden, die Begrünung ist großzügig und die Infrastruktur perfekt. Die öffentlichen Schulen gehören zu den besten in den Staaten.

Ein traumhafter Ort für Caroline Richardson, die von Kindheit an nicht nur in Shaker Heights, sondern auch in den Gedanken an eine wohlgeordnete, reglementierte Welt verliebt war. Mrs Richardson glaubt fest an Regeln und ihre Einhaltung, aber auch an ein System des ausgleichenden Gebens und Nehmens. Ihren eigenen Wohlstand empfindet sie durchaus als Verantwortung, die sie nicht nur als Reporterin für das regionale Blatt wahrnimmt, sondern auch dadurch, dass sie die beiden Wohnungen im Zweithaus der Richardsons günstig an Menschen vermietet, die ihr bedürftig und förderungswürdig erscheinen. Und so kommt es, dass eines Tages in den späten Neunzigern die Künstlerin Mia Warren und ihre fünfzehn Jahre alte Tochter Pearl nach Shaker Heights ziehen. Die alleinerziehende Mutter und ihr Kind haben vorher sage und schreibe sechsundvierzig Wohnorte gehabt, aber dieses Mal, verspricht Mia ihrer Tochter, soll es für länger sein, vielleicht sogar für immer.

Mrs Richardson, die eigentlich richtige Journalistin werden wollte, aber beim örtlichen Blatt immerhin nur über nette Themen schreiben muss, hat mit ihrem Mann, der Anwalt ist, vier Kinder, die im Abstand von jeweils einem Jahr geboren wurden. Drei davon sind wohlgeraten: Die hübschkluge Lexie, der sportliche Trip und der nachdenkliche, wissbegierige Moody. Nur Izzy, die eigentlich Isabell heißt, fügt sich nicht so recht in das Muster ein. Izzy ist eigenbrötlerisch, aufmüpfig, nachdenklich. Dass diese Eigenschaften in der Hauptsache der Kontrollwut der Mutter entspringen - Izzy war ein Frühchen -, ist dieser nicht bewusst. Mrs Richardson ist fest davon überzeugt, immer das Richtige zu tun - denn darum geht es schließlich, davon ist sie felsenfest überzeugt.

Die völlig unterschiedlichen Lebensentwürfe der Warrens und der Richardsons prallen nicht gerade aufeinander - es ist eher eine langsame, fast gemächliche Kollision, die dafür umso wirksamer und nachhaltiger ausfällt. Während sich Pearl mit Moody anfreundet und die beiden mit der Zeit etwas entdecken, das einer Wesensverwandtschaft sehr nahe kommt, verliebt sich Trip in die eigenartige, schlaue und auf ungewöhnliche Art attraktive Tochter der Mieterin. Die rebellische Izzy findet in Mia, die eine äußerst begabte Fotografin ist, eine Mentorin und ein Vorbild. Parallel zu diesen und den ziemlich dramatischen Entwicklungen um das Kind einer Freundin von Mrs Richardson erzählt Celeste Ng die Hintergründe und Vorgeschichten ihrer präzise gezeichneten Figuren.

Dieser bemerkenswerte und nahezu perfekt komponierte Roman beginnt damit, dass die Warrens wieder aus Shaker Heights wegziehen, während das Haus der Richardsons abbrennt, verursacht durch mehrere kleine Feuer, die Izzy in den sechs Schlafzimmern gelegt hat. Erst anschließend erfährt man, wie es dazu kommen konnte, wie sich die Lebensentwürfe vermischten und die Paradigmen kollidierten. Und das ist schlicht großartig gemacht. Celeste Ng (sprich: Ing) ist eine starke Erzählerin, die vor allem die emotionale Interaktion ihrer Figuren, das Gefühlsgewebe und dessen Ursachen ungeheuer anschaulich wiedergibt. "Kleine Feuer überall" ist auf recht leise Art dramatisch, dazu spannend, äußerst klug und sehr ergreifend geschrieben. Man freundet sich mit dem Personal dieses tollen Romans schnell an, der ziemlich subtil Elitarismus, Rassismus, den irrationalen Mikrokosmos der (nicht nur) amerikanischen weißen Mittelschicht und die elementaren Probleme des menschlichen Miteinanders thematisiert. Strikte Leseempfehlung!
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Mafölino
4.0 out of 5 stars Lummerland ist abgebrannt
Reviewed in Germany on June 13, 2018
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Der Roman „Was ich euch nicht erzählte“ der Schriftstellerin Celeste Ng aus dem Jahre 2014 war in den USA ein Bestseller und wurde in viele Sprachen übersetzt. „Kleine Feuer überall“ ist der zweite Roman der 1980 in Hongkong geborenen US-amerikanischen Schriftstellerin. Im Zentrum der Handlung steht die Familie Richardson, die in einem noblen Vorort in Cleveland, Ohio, lebt. In Shaker Heights scheint die Welt in Ordnung. Alles verläuft nach festen Regeln. Die vermeintliche Idylle wird jäh gestört, als das Haus der Richardson in Flammen aufgeht. Als Tatverdächtige der Brandstiftung kommt nur die jüngste Tochter der Richardson in Betracht. Die kleine Isabel ist spurlos verschwunden. Wie konnte es zu der Tragödie kommen? War es der schwelende Adoptionsstreit, der die betuliche Ruhe gestört hat? Celeste Ng beschreibt in ihrem Roman am Beispiel einer amerikanischen Vorzeigestadt die Gegensätze zwischen Künstler- und Bürgertum, analysiert Fremdenfeindlichkeit, Bigotterie und Scheinheiligkeit. Das Portrait der gehobenen amerikanischen Mittelschicht ist flott und spannend erzählt. Die Prosa der Autorin besticht durch ihre makellose Eleganz. Ein Buch, das lohnt.
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Lieselotte Schiesser
4.0 out of 5 stars zuviel Regeln und Planung führen zum Desaster
Reviewed in Germany on August 19, 2018
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Celeste Ng rückt in "Kleine Feuer überall" jenen Menschen auf den Pelz, die meinen, wenn man nur alles ganz genau plane und für alles Regeln aufstelle, dann müsse daraus eine ideale Welt entstehen. Die Vorstadt Shaker Heights, in der die Handlung angesiedelt ist, ist zum grösseren Teil ein Oberschichtreservat: alle verdienen gut, jede Familie hat pro über 16-jährigem Familienmitglied ein Auto, die Häuser sind gross und teuer. Am Rande gibt's dann noch Zweifamilienhäuser mit Mietwohnungen - aber die Häuser sind so gebaut, dass sie wie Einfamilienhäuser wirken. Sie sind damit die absolut passende Beschreibung der gesamten Vorstadt: so tun als ob. Als ob alles in Ordnung wäre, als ob alle glücklich wären, als ob alle nach den selben Regeln funktionierten. Prototyp der Bewohner ist die Familie Richardson: Papa Anwalt, Mutter Journalistin beim Lokalblatt, vier Kinder - von denen drei reibungslos ins Schema passen. Nur die Jüngste will da gar nicht hineinpassen - was aber weder zu mehr Freiraum, noch zu mehr Interesse von Seiten der restlichen Familie führt. Mama versucht die widersetzliche Tochter per Strafen in den vorgegebenen Rahmen zu pressen. Ganz wie das Shaker Heights mit seinen Bewohnern macht: für die Häuser nur bestimmte Farben; Mülltonnen nicht vor das Haus stellen; Rasen nicht höher als 50 Millimeter - wer sich nicht daran hält, wird freundlich aber nachhaltig sanktioniert. In dieses "Idyll" zieht - in eine der Mietwohnungen - die alleinerziehende Mia mit ihrer fast erwachsenen Tochter Pearl. Mia ist Fotografie-Künstlerin, die sich teils durch ihre Fotographien und teils durch alle möglichen Jobs finanziert. Bisher ist sie mit Pearl ständig umgezogen - in Shaker Heights wollen sie nun bleiben. Wie zu erwarten, setzt die Lebensweise der neu Zugezogenen Mechanismen in Gang, die nach und nach zeigen, wie sehr die Idylle nur Fassade ist. Eine Fassade, die sich nur aufrecht erhalten lässt, so lange alle ins Schema passen.
Celeste Ng beschreibt diese Vorstadtidylle so, dass man sozusagen geistig Pickel bekommt: Nur nie so leben müssen. Mich hat es an die Uralt-Verfilmung der "Stepford Wives" von 1975 erinnert, in der die Ehefrauen im idealen Städtchen Stepford nach und nach zu Robotern werden... Das Buch liest sich flott und entwickelt eine Dynamik, die zur Folge hat, dass man ziemlich glücklich über die "kleinen Feuer überall" ist.
Dass ich nur 4 und nicht 5 Sterne vergebe, liegt daran, dass Celeste Ng dieses, ihr zweites Buch, genau gleich aufgebaut hat, wie ihr erstes "Was ich euch nicht erzählte": Auf der ersten Seite ist das Unglück bereits geschehen - bis zum Schluss des Buches wird die Vorgeschichte - grösstenteils in Rückblenden - erzählt. Auch der Kern der Probleme, die zum Unglück führen, ist in beiden Büchern gleich: mangelnde Kommunikation unter den handelnden Personen und die Verweigerung, bestehende Probleme wahrzunehmen und anzusprechen.
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Amazon Kunde
3.0 out of 5 stars Leider fehlt die authentische Emotionalität des ersten Romans von Celeste Ng.
Reviewed in Germany on December 6, 2019
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Nachdem Celeste Ngs erster Roman "Was ich euch nicht erzählte" für mich ein wunderbar authentisches und emotionales 5-Sterne-Buch war, habe ich mich sehr auf ihr neues Werk gefreut.
Leider hat es mir lange nicht so gut gefallen wie ihr erster Roman. Die Protagonist*innen bleiben flach, ihre Emotionen sehr oberflächlich. So entsteht etwa eine unerwartete Liebesgeschichte, aber es wird nicht klar, was die beiden Charaktere abgesehen von oberflächlichen Aspekten aneinander lieben, was sie miteinander verbindet etc. Auch die knappe Erklärung für das kontinuierlich herablassende, verletzende Verhalten einer Mutter gegenüber ihrer Tochter empfand ich als etwas weit hergeholt à la "Ich liebe sie so sehr, dass ich sie seit Jahrzehnten wie Dreck behandle" - naja.
Auch im Rahmen des Hauptkonfliktes - Team "Adoptiveltern" vs. Team "biologische Mutter" - sind die Positionen übertrieben vereinfacht dargestellt und die Bewohner*innen der Stadt in versnobt/oberflächlich und kreativ/empathisch eingeteilt.

Insgesamt ist es bei Weitem kein schlechter Roman, doch die Protagonist*innen, ihr emotionales Leben und ihre Beziehungen zueinander schienen für mich lediglich oberflächlich skizziert, sodass mich das Buch nicht wirklich emotional zu erreichen vermochte.
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Esther
5.0 out of 5 stars Präriefeuer
Reviewed in Germany on June 14, 2020
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Cleveland, 1998, Samstagvormittag, Shaker Heights und das perfekte Haus der Richardsons brennt gerade auf ihre Grundfesten nieder. Laut Feuerwehr waren es kleine Feuer überall. Mrs. Richardson steht im Bademantel davor, Mr. Richardson ist ins Büro gefahren, Lexie ist bei einer Freundin, Trip und Moody ebenfalls außer Haus, von Izzy fehlt jeder Spur.

"Es war, als beträte sie nicht ein Haus, sondern die Vorstellung von einem Haus, einen vor ihr zum Leben erweckten Archetypen." Pos. 482

Gerade war der Sorgerechtsstreit der kleinen Mirabelle/May Ling verhandelt worden und Mia Warren und ihre Tochter Pearl, waren aus der Mietwohnung der Richardsons in der Winslow Road am Abend zuvor aus- und weitergezogen. Das ist der Status-Quo und dann erfahren wir Stück für Stück wie es zu der Katastrophe kam und lernen, dass man manchmal etwas abfackeln muss, damit etwas Neues hervorkommen kann.

Die Richardson sind die perfekte, amerikanische Familie, schön, erfolgreich und perfekt angepasst an die Shaker-Grundsätze. Mia Warren ist genau das Gegenteil, sie ist Künstlerin, lebt mit ausrangierten Gegenständen und verweilt überall nur solange, bis ihr Fotoprojekt abgeschlossen ist. Doch Pearl ihre Teenager-Tochter beginnt sich in Shakers Height wohlzufühlen, freundet sich mit den Richardson Kindern an und lebt schon bald in vollständiger Symbiose mit den Richardsons. Kleinere Lügen dann und wann und die größere Beliebtheit Mias wecken Misstrauen in Mrs. Richardson und veranlassen die mäßig ehrgeizige Provinzjournalistin, einem Geheimnis auf den Grund zu gehen.

"Wenn eine Seele aus einem Körper entweichen konnte, dachte sie, dann mit diesem Geräusch: als würde ein Nagel knirschend aus altem Holz gezogen." Pos.4147

Die Story schwelt dahin und erlaubt kein Aussteigen, bis sie niedergebrannt ist. Es beschleunigt so vieles so lässige, zusätzliche Geschichten zünden fast unbemerkt überall in dieser Geschichte, dass ich Leser ungern etwas in Frage stellen möchte. Jedes archetypische Verhalten begründet sich sehr anschaulich in ihrem tief menschlichen Ursprung. Es werden Themen wie Herkunft und Zugehörigkeit, Werte, Ideologie und Grundsätze ebenso verhandelt, wie Chancengleichheit und die bessere Wahl der eigenen Eltern. Auch das Schicksal chinesischer Zuwanderer in USA wird in Randfiguren sichtbar.

Kluge Story, spannend aufgebaut und einfach herausragend süffig.
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